(PNN, 19.04.2014)
Erstwähler diskutierten im Club 01 mit Politikern
Werder (Havel) - Werders Jugendliche sind gut darauf vorbereitet, am 25. Mai zum ersten Mal ihr Kreuz auf einem Wahlzettel zu machen. Das zeigten mehr als 20 Teenager am Mittwochabend bei einer Diskussionsrunde im Club 01, zu der sich Vertreter aller Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung Fragen der Jugendlichen stellten.
Eines der dringendsten Themen der jungen Menschen ist die abendliche Freizeitgestaltung. So wünschen sie sich wieder regelmäßige Vorstellungen im Kino, da für viele der Weg nach Potsdam zu weit und mit hohen Fahrkosten verbunden ist. Bei den Kommunalpolitikern herrscht jedoch Zwist bei dem Thema. „Die Stadt muss das Kino unterstützen, damit hier ein Abendprogramm für junge Leute gezeigt werden kann“, sagte Markus Jungmann, der für die Grünen auf Listenplatz 1 antritt. Laut Christian Große (CDU) ist es aber keine städtische Aufgabe, ein privates Kino zu unterstützen. Vergleiche mit dem Theater Comédie Soleil, das die Stadt in diesem Jahr mit 20 000 Euro unterstützt, lehnt Große ab. „Beim Theater handelt es sich um einen Kulturbetrieb, beim Kino nicht.“
Der Vorsitzende der Werderaner SPD, Robert Dambon, stellte klar, das Werder kulturell nie mit Potsdam oder Berlin konkurrieren können wird. „Wir müssen aber sicherstellen, dass man nach dem Besuch unserer Nachbarstädte um Mitternacht vom Bahnhof nach Hause kommt.“ Eine Möglichkeit sind Absprachen mit dem Taxiunternehmen. Wer beim Fahrer seinen Schülerausweis vorzeige, könnte eine Ermäßigung bekommen, schlug Dambon vor. Die Stadt könnte die Kosten dann ausgleichen. Auch Rufbusse könnten Anbindungen verbessern.
Nahverkehr ist bei den Jugendlichen ein großes Thema. So bemängelten sie, dass man aus den Werderaner Ortsteilen abends nicht in die Stadt kommt. Außerdem seien die Schulbusse zum Teil so voll, dass größere Kinder die jüngeren beinahe zerquetschen. Das Problem sei schwer zu lösen, gab Christian Große zu, der im Aufsichtsrat von Havelbus sitzt. Die Verantwortung für den Busverkehr liege beim Landkreis. „Werder gibt schon viel Geld aus, um überhaupt den Citybus fahren zu lassen.“ Große zufolge sollen aber im Sommer die Ergebnisse einer Buslinienüberprüfung vorliegen, womöglich verbessere sich die Lage danach.
Verbesserungsbedarf sehen die Jugendlichen auch bei der Skaterbahn an der Freilichtbühne, die Anlage sei kaputt und verwahrlost. Skater und BMX-Fahrer würden deshalb das Fahren in den Havelauen bevorzugen. Laut Irina Günther (Linke) gehört die Skaterbahn zur Wiederbelebung des Stadtparks, für die noch rechtliche Hürden zu nehmen sind. Außerdem müsse dafür gesorgt werden, dass solche Freizeitanlagen nicht durch Vandalismus zerstört werden.
Fred Witschel (Freie Bürger) ermutigte die Jugendlichen noch, selbst an Politiker heranzutreten. „Im Glindower Ortsbeirat geben wir öfter Geld an Jugendliche.“ Nur wer sich mit Projekten einbringe, könne davon jedoch profitieren. eb